1. Martin Thiele - "Anblick" (Zeichnung)


Ölkreide auf Holz, 120x80cm, Garn, Nadeln

"Anblick"
Martin Thiele, 2009

2. Kerstin Höfner - Ohne Titel (Kurzgeschichte)


Kurzgeschichte als Hörspiel


Dieses Hörspiel wurde von Moses Leo und der Autorin Kerstin Höfner gelesen. Aufnahmen und Mischung von Hippoppo Records.

Kurzgeschichte in Textversion


Manchmal ist sie zu schnell, die Stadt. Zu laut, zu ungestüm, verwirrt die Vernunft, bringt die unbekümmerten Herzen zum Purzelbaumschlagen. Verzaubert die Nächte in ein Meer lichter Hoffnungen und trivialer Träume. Und hört nicht auf, die Ernsthaftigkeit zu verdrängen, bis die Sonne aufgeht. Schminken uns die Lippen blutig, ertränken die Schwermut in zu vielen Gläsern Wein,beruhigen unser Gewissen mit vorgetäuschten Höhepunkten, verlieren uns zügellos im gewissensbefreiten Nachtleben. Sparen uns die Romantik, tanzen übermütig durch komplimenterfüllte Räume, gaukeln uns mit augenberingten Gesichtern und verlorenen Seelen sorgenfrei eine bilderbebücherte Welt vor.

Spielen Pingpong mit unseren Blicken, erzählen uns verzweifelt Geschichten, die keiner glaubt. Man traut sich nicht, begräbt Scham und Ernsthaftigkeit im Garten der Nachbarn, klettert über den Zaun in den Hinterhof und verstaut die Sorgen unbemerkt in den Mülltonnen der Nachbarn. Knickt Eselsohren in Erinnerungen, wagt hoffnungsschwanger einen Blick in eine längst vergangene Zukunft, wechselt die Gesprächspartner wie ein Chamäleon die Farben und versucht, schützende Distanz zu wahren.

Wollen so gerne, dürfen aber nicht. Könnten vielleicht, wenn wir mutiger wären, die Vernunft mit ein paar Nägeln an die Wände hängen, die immer näher rücken und Erwartungen erfüllen. Die Luft schmeckt nach Wut, schambefreit bahnt sich die Zuversicht den Weg durch den pizzaprospektverstopften Hausflur. Wir schlagen die Zeit tot, die wir nicht mit ihr verbringen, drücken unsere durchtränkten Nasen gegen beschlagene Scheiben, beschädigen wie Teenager, die sich durch die Nacht balzen, unsere Herzen, nehmen in der Küche einen letzen Drink aus einem fettverschmierten Glas, stellen uns vor, wie es wäre, die Augen zu schließen und unerträglich schnell zur Sache zu kommen. Im Zimmer möblierte Melancholie und ein Hauch von Sex, der sich nicht gerade nach einem romantischen Wiedersehen anfühlt. Sicher, die große Liebe klingt anders. Was können wir tun, außer uns komplimenterfüllt und unbeholfen in die Arme zu fallen wie bei einem vorgetäuschten Höhepunkt, der hinterher auffliegt? Wir sind Pippi Langstrumpf, ohne Pferd. Verwechseln Überlegenheit mit Selbstsicherheit, tun das Eine, ohne das Andere zu lassen, zünden die Zigarette am falschen Ende an, trauen uns nicht aus dem Rahmen zu fallen, in dem unser Bild hängt.

Manchmal kann man sie lieben, die Stadt. So laut, so ungestüm, verwirrt die Vernunft nach zu vielen Gläsern Wein und bringt die Träume unbekümmert zum Purzelbaumschlagen. Unbeobachtet versickern wir unbeschwert in hoffungslosen Höhepunkten, verdrängen zügellos die Ernsthaftigkeit, bis die Sonne aufgeht. Deine Blicke verraten dich, auch wenn du deine Worte wechselst wie ein Chamäleon die Farben. Dein Bemühen bahnt sich wankelmütig den Weg über die Lippen, zweifelt an der Vernunft, beugt sich der Scham, distanziert sich von deinem Gewissen. Verzweifelt klettern wir über den Zaun, sparen uns den Augenblick und verlieren unsere Herzen in durchlöcherter Gartenzwergromantik und rostigen Gießkannen im Hinterhof der Nachbarn. Spielen Pingpong mit unseren Blicken, erzählen uns verzweifelt Geschichten, die keiner glaubt. Tanzen nach zu vielen Gläsern Wein überheblich zu großstädtischen Beats, trauen den Lippen zu, die Worte über sie zu bringen. Wir dürfen nicht, aber weil wir wollen, knicken wir Eselsohren in leere Erwartungen, erfüllen ungestüm unsere Vermutung von Sehnsucht, kommen unerträglich schnell zur Sache, fallen aus dem Rahmen, trocknen unsere blutigenLippen mit trivialen Küssen, galoppieren über die Glasscherben, die wir in der Küche hinterlassen haben.

Wachen auf in einer Stadt, deren Luft feuchter ist als die Tränen, die du als kleiner Junge vergossen hast, als dein Meerschweinchen starb, weil du vergessen hast, es zu füttern. Wir suchen klare Gedanken, doch der Raum dafür ist zu klein. Die Verlegenheit haben wir vor dem Zubettgehen unter den Teppich gekehrt. Am Morgen schlagen wir die Zeit tot, spazieren neben bilderbebücherten Ehen durch den entgrünten Park. Versprechen uns ein wenig Romantik, gaukeln uns Komplimente und Illusionen vor, schlagen Purzelbäume und lassen die Vernunft wie ein zerkautes Kaugummi auf den Boden der Tatsachen fallen, das mit einer Mischung aus Widerwillen und Gleichgültigkeit links liegen gelassen wird.

Manchmal ist sie zu schnell, die Stadt. Zu laut, zu ungestüm, verwirrt die Vernunft, bringt die unbekümmerten Herzen zum Purzelbaumschlagen. Manchmal ist er melancholisch, der großstädtische Beat, und scheitert, wenn er versucht, Sehnsucht und Einsamkeit mit vorgetäuschten Höhepunkten im ungestümen, zügellosen Nachtleben zu vertreiben und schafft es nicht, die Ernsthaftigkeit zu verdrängen, bevor die Sonne aufgeht. Wir versprechen uns augenberingt und mit sorgengefalteter Stirn bewunderungstrunkene Nächte voller Unbekümmertheit, stolpern über die eigene Scham und Ernsthaftigkeit, sparen uns die Romantik, tanzen übermütig über fettverschmierte Glasscherben, wünschen uns ein Pferd für den Balkon und Farbe für das Leben.

Wollten so gerne, durften aber nicht. Hätten gekonnt vielleicht, wenn wir mutiger gewesen wären. Über den Zaun geklettert wären, in den Hinterhof der Nachbarn, um die Löcher in den Gartenzwergen mit Kaugummi zu stopfen und die rostigen Gießkannen mit Ernsthaftigkeit zu füllen. Es ertragen hätten, uns wie unbeholfene Kinder auf Augenhöhe zu treffen, statt die Verlegenheit vor dem Zubettgehen unter den Teppich zu kehren. Die Zeit verbracht hätten ohne gewissensbefreit Worte zu wechseln wie ein Chamäleon die Farben. Die Vernunft bröckelt von der Wand, unbeholfen fallen wir uns in die Arme, spielen Pingpong mit unseren Gewissen, täuschen den Höhepunkt vor, lassen ihn morgens auffliegen und wie ein zerkautes Kaugummi auf den Boden der Tatsachen fallen, tanzen in der Pfütze unserer pippilangstrumpfenen Illusion, drehen uns im Kreis und finden kein Maß zwischen Widerwillen und Gleichgültigkeit.

Manchmal muss man sie verabscheuen, die Stadt. Die Luft feuchter als Tränen. So unbeschwert gemein, galoppiert sie ungestüm über unsere Herzen, hinterlässt Spuren und Fußabdrücke, die Vernunft liegt brach im Hinterhof der Nachbarn, zwischen durchlöcherter Gartenzwergromantik und rostigen Gießkannen. Sie macht uns etwas vor, die Stadt, wechselt die Farben wie ein Chamäleon, scheitert, wenn sie versucht, Sehnsucht und Einsamkeit mit vorgetäuschten Höhepunkten im ungestümen, zügellosen Nachtleben zu vertreiben. Sparen uns die Romantik, gaukeln uns in komplimenterfüllten Räumen ungestüme Sehnsucht vor, lassen das Eine und tun das Andere.

Schminken uns die Lippen blutig, kehren die Glasscherben in der Küche zusammen, sperren die Illusion auf den Balkon und schlagen Pippi Langstrumpfs Pferd einen Nagel ins Hinterteil. Sicher, die große Liebe klingt anders. Ich zünde die Zigarette am richtigen Ende an, kaufe dir ein Meerschweinchen und lasse dir etwas Lippenstift zurück am fettverschmierten Glas. Die Luft schmeckt nach Scham aber die Zuversicht bahnt sich den Weg durch den pizzaprospektverstopften Hausflur.

Kerstin Höfner, 2010

3. Just a 5 Minute Beat - Ohne Titel (Musikstück)


Drum'n'Bass 168Bpm

Just a 5 Minute Beat, 2010

4. Paulina Gedymin - "Monologue" (Fotoserie)







Ausstellungsgröße der Fotoserie: jeweils 30x20cm

"Monologue"
Paulina Gedymin, 2010

5. Adam Levine - "Soft White" (Lichtskulptur)


Mixed Media: fabric, steel, plastic, electric lamp

"Soft White"
Adam Levine, 2010

6. Mariama Diagne - "Fade" (Tanz)



"Fade"
Mariama Diagne, 2010

7. Michael Geithner - „Memory of a long-distance relationship“ (Denkspiel)


„Memory of a long-distance relationship“
Michael Geithner, 2010

8. Melanie Lischker - „5. Haus Ecke links“ (Miniaturwelt)


„5. Haus Ecke links“
Melanie Lischker, 2010

9. Philippe Zwick Eby - „La ville: grise.“* (Collage)


*kompletter Titel:
„La ville: grise.
Une lumière s‘allume.
Comme tous les jours l‘homme se deshabille et prend une douche.
La lumière s‘éteint.
Cut.“
Philippe Zwick Eby, 2010